9. November 2025
Ein Ziel habe ich mir nach der Ironman Weltmeisterschaft im September in Nizza für die Ironman 70.3 WM am 9. November in Marbella gesetzt, ein zweites für die Saison 2026: Erstens ein Ernährungskonzept, das meinem Magen erlaubt, genügend Wasser, Kohlenhydrate und Spurenelemente bis zum Schluss aufzunehmen. Zweitens eine Verbesserung meiner Laufzeiten auf den Level von vor den beiden Operationen der letzten beiden Jahre hatte. In Marbella habe ich nicht nur das erste Ziel erreicht, sondern bereits auch das zweite erfüllt.
Rudi Wild, erfolgreicher Ex-Triathlon-Profi und Mitinhaber von Sponser, bot mir an, mit mir zusammen ein neues Verpflegungskonzept zu entwickeln. Zuerst haben wir den Test zur Ermittlung des Salzgehaltes im Schweiss durchgeführt. Seine Empfehlung: Das Sportgetränk soll denselben Natrium-Gehalt aufweisen wie der Schweiss. Zudem hat er mir geraten, von Ultra Competition auf Competition umzusteigen. Pro Bidon ergab die Rechnung eine zusätzliche Saltcap. Am Tag vor dem Wettkampf sowie am Morgen vor dem Start nahm ich insgesamt fünf Portionen Carbo Loading, jede Portion ebenfalls ergänzt mit einer Saltcap. Hinzu kam am Morgen eine Tablette Electrolytes. Ich habe in der Vorbereitung alle diese Getränke getestet mit dem Resultat, dass ich auf dem Velo die Bidons rascher leeren konnte als zuvor. Natürlich ist ein 70.3 nicht mit einem Ironman vergleichbar, aber die Richtung stimmt, ich traf im Ziel gut ernährt und ohne Magenbeschwerden ein.

Offiziell hatte der 90-km-Parcours 1785 Höhenmeter, mein Radcomputer kam allerdings auf etwas weniger. So oder so war es gemütlicher, die Radstrecke ohne Blick auf die getretenen Watt im Wohlfühltempo zu bewältigen.
Wirklich überrascht war ich von meiner Lauf-Performance. Ich lief den Halbmarathon zehn Minuten schneller als in diesem Jahr beim Ironman 70.3 in Rapperswil und ganze vierzehn Minuten schneller als bei der WM 2024 in Taupo. Gleich schnell war ich letztmals im Oktober 2023 in Porec gelaufen. Der Trainingsaufbau mit Schwerpunkt Ausdauer, ergänzt mit gezielter Tempoarbeit und vielen technischen Elemtenten, scheint zu stimmen, ich bin zuversichtlich, 2026 nochmals einige Minuten schneller zu laufen.

Schneller als vor meinen beiden Leistenbrüchen: Das Ziel für nächstes Jahr erreichte ich bereits bei der 70.3 WM in Marbella.
Natürlich ging nicht alles reibungslos. Ich startete mit der ersten 10er-Gruppe meiner Altersklasse und hielt gut mit bis zur ersten Boje, als der Schwimmer vor mir die Kurve verpasste. Ich verlor ihn daher, musste mich selbst orientieren und peilte die dritte statt die zweite Boje an, da ich im leicht welligen Wasser nur diese sah. Fünfzig Meter später entdeckte ich, dass ich völlig allein schwamm, orientierte mich neu und schwamm zurück zur optimalen Strecke. Nebst dem Umweg hatte ich nun keine guten Beine mehr vor mir, denn die schnelleren waren weg und die langsameren konnten höchstens mir folgen. Dieser Fehler kostete mich vielleicht zwei Minuten, weit weniger, als die nächste Panne: Wie üblich hatte ich Uhr und Velocomputer vor dem Start mit der Wattkurbel verbunden. Diese Verbindung hielt die Zeit des Schwimmens aber nicht durch und liess sich auch nicht wiederherstellen. So fuhr ich ohne Wattangabe vor den Augen quasi im Blindflug, mit dem Effekt, dass ich weitgehend im Wohlfühlbereich blieb. Ich genoss die Radfahrt durch die südspanische Landschaft, aber die Leistung entsprach derjenigen für einen Ironman und lag damit etwa zehn Prozent unter dem Soll für einen 70.3. Immerhin reduzierte diese Panne die Erholungszeit.

Glücklich im Ziel - das neue Verpflegungskonzept scheint sich zu bewähren. Ich trage nicht nur mit Stolz das Team Koach Dress, ich freue mich auch über die vielen Hopp-Schwiiz-Rufe unterwegs, denn unser Dress kennen offenbar alle.
Fazit: Die Saison 2025 hat nach den beiden schwierigen Jahren 2023 und 2024 mit Ablation und Leisten-OP überraschend gut geendet. Chris Bähler, mein Physiotherapeut, hat erfolgreich alle Gebresten frühzeitig im Keim erstickt, so dass ich fast ununterbrochen planmässig trainieren konnte. Ergänzend dazu haben Manuela Schönbächler (Biokinematik) und Gladys Rohrer (Pump and Five) im Gymfit mich beim Ringen mit meiner Beweglichkeit und bei der Pflege der Muskeln unterstützt. Marc Nägeli von traumbikes.com sorgte - wie schon seit bald drei Jahrzehnten - dafür, dass meine Velos stets in perfektem Zustand sind. Wir haben dieses Jahr mein Triathlonrad weiter für meine spezifischen Bedürfnisse perfektioniert. Kurt Müller, der Chef des Teams Koach, ist stets für alle sportspezifischen Anliegen offen. Marcus Smallbone hat mir als Schwimmtrainer entscheidende Impulse vermittelt, dass ich nun plötzlich mit den Besten meiner Altersklasse mithalten kann. Und das Wichtigste: Erika Schmid, meine Frau, hat sich nun zum dritten Mal in Folge für die Ironman 70.3 WM qualifizert. Es ist enorm motivierend, gemeinsam trainieren zu können. Und wenn die Wellen hoch sind, ist die Motivation, vor dem Frühstück hinein zu springen, zu zweit viel grösser. Wir haben uns gemeinsam vorbereitet und beide erfolgreich gefinisht, sie am Samstag, ich am Sonntag.
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14. September 2025
Vier Wochen vor der Ironman Weltmeisterschaft in Nizza, die ich nach Vitoria-Gasteiz abgeschrieben hatte, erhielt ich überraschend als Zweitplatzierter des globalen Rankings meiner Altersklasse die Einladung zum Start. Ich passte umgehend die Trainingspläne an: statt Vorbereitung auf Marbella kurzfristiger Formaufbau für die Volldistanz. Ich konnte einen ausnehmend schönen Wettkampf geniessen und errang darüber hinaus als Neunter einen Top-Ten-Platz.
Zwei Wochen Trainingslager in Vence, dort, wo sich die Radstrecke der Ironman WM 2025 von derjenigen der Ironman 70.3 WM 2026 in Nizza trennt, waren fest eingeplant. Für die Wettkampfwoche konnten wir glücklicherweise erneut, wie schon 2023, ein Studio in der Villa Léonie buchen. Die Frage war nur, ob ich einen Wettkampf auf diesem Niveau mit der wohl schwierigsten Radstrecke der ganzen Ironman-Tour bestehen könne.
Von den 63 Triathleten meiner Altersklasse, die in Nizza starteten, erreichten 48 das Ziel. Rang 9 gab mir die Bestätigung, dass ich nach den zwei Operationen in den letzten beiden Jahren auf dem richtigen Weg bin. Im Schwimmen bin ich - in meinem Alter erstaunlich - so stark wie noch nie. Das intensive Training bei Marcus Smallbone lohnt sich offensichtlich, denn ich kam an 5. Stelle aus dem Wasser und wechselte rasch.

Aufwärts bin ich wieder nahe beim Stand von vor zwei Jahren, wie damals fuhr ich innerhalb meiner Altersklasse nach den ersten grossen Aufstiegen auf Platz 3. An den Rollerstrecken muss ich noch arbeiten, abwärts bin ich sowohl technisch als auch mental weniger schwach als 2023 gefahren. Erneut ging ich als 6. auf die Laufstrecke.

Obwohl ich beim Marathon noch drei Plätze einbüsste, bin ich sehr zufrieden damit. Ich bin etwa eine halbe Stunde schneller als vor einem Jahr, kenne die Schwachpunkte und weiss, wie ich daran in den kommenden Monaten arbeiten werde.

Bei einer Stimmung, die viel mehr an Hawaii als an Nizza 2023 erinnerte, lief ich nach 12:55 Stunden glücklich im Ziel ein. Der langwierige Aufbau nach der Leistenoperation ist auf gutem Weg. Begleitet haben mich dabei der Team Koach Chef Kurt Müller und meine Frau, Erika, die in Vence am Formaufbau für die 70.3 WM in Marbella feilte.
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13. Juli 2025
Gerne hätte ich den Startplatz errungen für die letzte Ironman-WM, die in Nizza durchgeführt wird. Seit meiner Leisten-OP bin ich aber noch ziemlich ungenügend im Laufen. So half mir beim Ironman Vitoria-Gasteiz der Start eines der Stärksten meiner Altersklasse, mich in den nächsten vier Monaten ganz auf die 70.3-WM in Marbella zu konzentrieren.
Der Ironman Vitoria-Gasteiz führte nach dem Schwimmen im ruhigen, sauberen Uribarri-See auf dem Rad durch sanfte, malerische Hügel im Baskenland zum Hausecken-Marathon in der schmucken Innenstadt. Im vierten Wettkampf des Jahres schaute für mich der vierte Podestplatz heraus und im globalen Jahresrating befinde ich mich zurzeit auf Rang 2 – kein Grund zu klagen, auch wenn es für einmal nicht geklappt hat mit einer WM-Quali.

Als ich vor dem Rennen feststellte, dass mit Alan Bremner der Dritte der WM in Hawaii des letzten Jahres am Start war, wusste ich, dass die Chance gering ist, mich für die diesjährige Volldistanz-WM, die zum letzten Mal in Nizza stattfindet, zu qualifizieren. Ich entschied mich für eine zweigleisige Taktik: Falls ich nach dem Schwimmen an der Spitze liege, starte ich auf dem Rad mit der maximalen Ironman-Watt-Leistung, zu der ich zurzeit aufgrund der Trainingsresultate in der Lage bin. Sobald Alan vorne liegt, wechsle ich auf Ausdauertraining, um die Erholungszeit zu verringern, im Hinblick darauf, dass ich so rasch als möglich für die Ironman 70.3 WM in Marbella aufbauen kann, denn im Laufen kann ich zweifellos noch nicht über die ganze Marathon-Distanz mithalten.
Ich stand in derselben Reihe wie Alan ein, um einen Eins-zu-eins-Vergleich zu haben, und startete mein Rennen gezielt zehn Sekunden nach ihm. Nach wenigen Metern schwamm ich an ihm vorbei und war daher nicht erstaunt, dass sein Rad noch in der Wechselzone stand, als ich mich zur Velostrecke aufmachte, die er dann fünf Minuten nach mir in Angriff nahm. Nach 72 km führ er an mir vorbei. Seine Körpersprache interpretierte ich – wie sich bestätigen sollte, zu Recht – so, dass es Zeit ist, das Tempo zu reduzieren. Ich nahm die Leistung um 15 Prozent zurück und forcierte auch nicht beim Laufen, während er einen brillanten Wettkampf hinkriegte.

Die Topografie mit lediglich 1200 Höhenmetern auf 180 km Radfahren kam mir nicht entgegen. Der Eindruck, den die Fotos vermitteln, trügt nicht: Ich sah nie einen Schiedsrichter eine Karte zücken, die Referees pflegten lediglich nonverbal zu bedeuten, dass der Abstand nicht den Regeln entspreche, wenn Leute konsequent den Windschatten suchten. Anders als beim noch flacheren Ironman 70.3 in Venice-Jesolo versuchte ich aus Respekt vor dem Marathon nicht, mit knackigen Antritten meine Verfolger abzuschütteln, sondern entschied mich, sie einfach nicht zu beachten.
Das persönliche Fazit zu meiner Leistung: Die Richtung stimmt, das Defizit insbesondere beim Laufen, das ich mir mit den beiden Leistenbrüchen eingehandelt habe, wird zwar kleiner, ist aber nach wie vor spürbar. So fiel es mir nicht einmal besonders schwer, mental auf die Fokussierung von Marbella umzustellen, denn der Aufbau einer anständigen Form im Halbmarathon in vier Monaten ist doch wesentlich realistischer als in zwei Monaten im ganzen Marathon.
Zufrieden bin ich mit dem Schwimmen. Dank dem Training bei Marcus Smallbone schwamm ich so locker wie noch nie und benötigte dabei weniger als zwei Minuten länger als bei meiner Allzeit-Bestleistung in einem Süsswasser-See. Nun gilt es, das Tempo auf der halben Distanz so zu steigern, damit ich auch dort vorne in meiner Altersklasse dabei bin.
Je älter man wird, desto entscheidender ist die Vorbeugung vor Verletzungen. Mein Physiotherapeut, Chris Bähler, unternimmt alles, dass Mikroverletzungen verschwinden, bevor sie sich trainingshemmend auswirken. Dank Biokinematik bei Manuela Schönbächler und Five bei Gladys Body Power im Gymfit Affoltern bleibe ich beweglich, was vor allem beim Schwimmen und beim Wiederaufbau des Laufens von entscheidender Bedeutung ist. Marc Nägeli von traumbikes.com passt mein Wettkampfrad laufend meinen individuellen Bedürfnissen an; für diesen Wettkampf beispielsweise haben wir trendwidrig ein Vorderrad mit geringerer Felgenhöhe verwendet, das mir erlaubt, abwärts bei Seitenwind bis zu einer viel höheren Geschwindigkeit als bisher in der Aeroposition zu verbleiben. Und nicht zuletzt: Die Einbettung ins Team Koach, der stetige Austausch mit Teamchef Kurt Müller, ist ein wichtiger Faktor dafür, dass ich nach gesundheitlichen Rückschlägen wieder bis zur vollen Ironman-Distanz wettkampftauglich bin.
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1. Juni 2025
Der Ironman 70.3 Rapperswil fühlt sich jeweils an wie mein Heimwettkampf. Nirgends sonst kenne ich so viele Leute unterwegs auf der Wettkampfstrecke und daneben. Ich bestritt den Triathlon aus dem Training heraus zur Vorbereitung auf den Ironman Vitoria-Gasteiz im Juli und entdeckte dabei einige Defizite.
Das Schwimmen ging ich locker an, der Herzschlag blieb so tief wie noch nie und die Zeit war dennoch ok. Ich konnte Zugzahl und Pace taktisch variieren und stieg nach 33:56 Minuten frisch aus dem Wasser. Die Fortschritte im Training bei Marcus Smallbone sind deutlich spürbar. Beim Wechseln dagegen verlor ich eine Minute auf meine eigene Vorgabe, vor allem beim Ausziehen des Neoprens besteht Optimierungsbedarf - Üben ist angesagt. Dennoch stieg ich innerhalb meiner Altersklasse als erster aufs Rad.
Die Radstrecke in Rapperswil mit den steilen Aufstiegen liebe ich, die Abfahrten kenne ich genügend gut, dass ich dort keine Zeit mehr verliere. Hier war meine Vorgabe, die zweite Runde gleich schnell wie die erste zu fahren. Tatsächlich war die zweite 32 Sekunden schneller oder, vielmehr, weniger langsam, denn der Preis dafür war ein mit 2:51:56 bescheidener Radspilt mit der Zielbelastung für den ganzen Ironman. Daher: Ziel erfüllt, allerdings in der Altersklasse auf Platz 2 abgerutscht.

Am Witches-Hill wurden wir von vielen Fans - und natürlich namentlich von Team-Koach-Fans - begrüsst.
Der zweite Wechsel war ok, bevor mit dem Lauf meine "neue" Problemdisziplin an der Reihe war. Die ersten acht Kilometer lief ich nach Vorgabe, dann spürte ich einerseits das relativ harte Training der Vorwoche, vor allem aber, dass ich noch weit entfernt bin vom Stand vor den beiden Leistenbrüchen im vorletzten Winter. Ich wechselte auf Ironman-Tempo, was eigentlich nicht vorgesehe war, sich aber als sinnvoll erwies. Zweitens stellte ich fest, dass es nicht einfach ist, mittendrin von Trainings- auf Wettkampfbelastung zu wechseln und verzichtete daher darauf.

Auf der "Stairway to Heaven" liesse sich das Rennen höchstens verlieren, sicher nicht gewinnen. Entsprechend locker stieg ich die Treppe hoch.
Das Fazit: Es war ein schöner Wettkampf mit vielen Begegnungen unterwegs und im Ziel. Das Zusammensitzen im Kreis des Teams Koach mit unserem Coach Kurt Müller beim Warten auf die Rangverkündigung zählte ebenfalls zu den Highlights.

Nun wechseln die Prioritäten: Am 20. Juni publizieren wir unser Buch zum 50. Jubiläum des Abegg Huus' in Rüschlikon. Gleichzeitig findet die Vernissage der Jubiläumsausstellung statt. Mehr dazu auf kunst-im-abegghuus.ch.
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4. Mai 2025
Der erste Versuch ist geglückt: Erika und ich qualifizierten uns beim Ironman 70.3 in Venice-Jesolo beide für die Weltmeisterschaften im November in Marbella. Das war, zumindest, was mich betrifft, keineswegs selbstverständlich, denn ein Bienenstich hat zwei Wochen vor dem Wettkampf wieder Vorhofflimmern ausgelöst in einem Ausmass, dass ich das Aufbautraining sofort abbrach, um bis zum Start zu regenerieren.
Die hohen Wellen kamen mir entgegen, da ich in meiner Altersklasse der auf dem Papier stärkste Schwimmer war. Ich liess mich nicht beirren, dass das Einschwimmen erneut Herzrasen auslöste, da diese Episode nach wenigen Minuten vorbei war. Das Phänomen war typisch: Der Sprung in die Wellen war eine Anstrengung buchstäblich aus dem Stand, worauf das Entspannen die Störung auslöste. In Absprache mit meinem Kardiologen nahm ich vorsichtigerweise Blutverdünner, um nichts zu riskieren, falls sich solche Episoden ereignen. Die Kurve des Herzschlags zeigte auf der Schwimmstrecke noch zwei kurze Ausschläge, die ich allerdings kaum spürte, ansonsten lief es gut, mit 34:18 Minuten war ich über drei Minuten schneller als der Zweite meiner Altersklasse.

Am meisten Höhenmeter mussten an diesem Tag ausnahmsweise im Wasser bewältigt werden. Beim Ausstieg (rechts) waren wir alle etwas weniger frisch als zuvor auf dem Weg in die Fluten (links).
Landschaftlich war die Radstrecke sehr schön, aber mit Ausnahme von drei Passerellen, die der Überquerung von Strassen dienten, war sie so flach, dass deutlich mehr Pulks als Schiedsrichter zu sehen waren. Ich hab's zwar ausprobiert: man konnte durchaus auch korrekt fahren. Und das war nicht einmal ein Nachteil, denn vielleicht verbrannte ich einige Kalorien mehr als andere, dafür überholte ich manchen Pulk, denn wer im Windschatten hängt, kann das Tempo nicht selbst bestimmen. Und so konnte ich auf dem Rad mit einer Zeit von 2:29 Stunden für 90 km den Vorsprung in meiner Altersklasse ausbauen, vermutlich gerade weil ich auf Windschattenfahren verzichtete.

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Bei den Weltmeisterschaften in Marbella ist die Radstrecke ganz anders als in Jesolo, nämlich nie flach. Darauf freue ich mich.
Das fehlende Training nach dem Bienenstich verspürte ich im Wasser und auf dem Rad kaum, wohl aber beim Laufen. Nachdem mich die Leisten-OP, die ich vor einem Jahr hatte durchführen lassen, deutlich verlangsamt hatte, baute ich nach der WM in Taupo gut auf und wurde wieder messbar schneller. Mit einer Zeit von 1:54 Stunden war ich nun aber zehn Minuten langsamer als erwartet. Entsprechend war ich auch mit der Schlusszeit von 5:08 Stunden nicht wirklich glücklich, eine 4 vorne wäre mir lieber gewesen.

Bis zum Ironman Vitoria-Gasteiz und - erst recht - zu den Weltmeisterschaften im November in Marbella habe ich noch manches Lauftraining vor mir. Hier besteht der grösste Nachholbedarf.
Das Highlight kam allerdings erst nach dem Zieleinlauf: Ich sah auf der Ironman-App, dass Erika mit mehr als 40 Minuten Vorsprung führte, weshalb ich mich beeilte, die Finisher-Area zu verlassen, um ihr dies mitzuteilen. Schliesslich brachte sie einen klaren Sieg in ihrer Altersklasse ins Ziel und wir konnten gemeinsam feiern und unsere Startplätze für Marbella abholen.
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14. - 15. Dezember 2024
Mit vier Jahren Verspätung fand die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft doch noch in Taupo statt. Erika und ich erreichten das Ziel bei hochsommerlichen Temperaturen. Besonders gefielen mir die motivierten Helferinnen und Helfer - zehn Prozent der Bevölkerung von Taupo waren für die Weltmeisterschaft in irgend einer Form tätig - sowie die Kollegialität unter uns drei Schweizern in meiner Altersklasse. Erika hatte am Samstag beim Frauenrennen vorgelegt, am Sonntag mussten wir es ihr gleichtun.
Vor dem Start war es vor allem ein freudiges Wiedersehen mit vielen Kollegen der Altersklasse. Roland kannte ich erst dem Namen nach, Carlo bereits seit Jahren. Wir drei Schweizer warteten zusammen mit dem Belgier Mark auf den Start. Das Schwimmen im kristallklaren Wasser des Lake Taupo war erfrischend. Ich fand ausgerechnet die Füsse von Roland, so dass wir gemeinsam das Wasser verliessen.

Die Radstrecke weist zwar weniger Höhenmeter als andere Ironman-Wettkämpfe auf, ist dennoch nie flach, und der meist raue Belag fordert zusätzlich.
Auf dem Rad überholte mich Carlo kurz vor dem Ende der abwechslungsreichen Strecke, so dass wir recht nahe beieinander auf den Halbmarathon wechselten. Carlo, der sich in Hawaii an den Sommer gewöhnt hatte, musste ich nach fünf Kilometern ziehen lassen, dafür lief ich etwas später auf Roland auf, den Knieschmerzen plagten. Ich motivierte ihn, gemeinsam den Rest zu gehen, was uns beiden das Laufen auf den letzten Kilometern erleichterte.

Zu zwei lässt sich der Hitze besser trotzen. Roland und mir setzte die Hitze zwar zu, doch unser angeregtes Gespräch liess die Kilometer kürzer erscheinen, als sie tatsächlich dauerten.
Die letzten zwei Jahre mit zwei Vollnarkosen sind nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Zum Glück hat mich Chris Bähler, mein Physiotherapeut, immer wieder buchstäblich auf die Beine gestellt. Im Schwimmen fehlen mir gegenüber der Zeit unmittelbar vor den beiden Operationen noch etwa fünf, auf dem Rad und beim Laufen zehn Prozent der Leistung. Ich bin gespannt, wie viel davon ich wieder aufholen kann - die Richtung stimmt auf jeden Fall, als 22. von 140 Triathleten meiner Altersklasse bin ich trotz allem noch einigermassen bei den Leuten. Nun sind Ferien angesagt, bevor Mitte Januar der Aufbau der nächsten Saison beginnt. Die Defizite kenne ich, die Motivation, an ihnen zu arbeiten, ist ungebrochen.

Obwohl es so einfach aussieht: Der Trainingsrückstand, sich in den letzten zwei Jahren summiert hat, war beim Durchhalten der Aeroposition bestens spürbar.
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19. Oktober 2024
Im Anschluss an den als Training bis zum geplanen Abbruch nach dem Halbmarathon absolvierten Ironman Thun arbeitete ich gezielt an der Ausdauer im Allgemeinen, im Besonderen am Laufen, denn die lange Laufpause machte sich stark bemerkbar. Tatsächlich konnte ich bis Anfang September gut aufbauen, doch just als ich von längeren Ausdauer- auf kürzere Tempo-Trainings umstellte, zog ich mir wieder eine Faszienverletzung zu. Chris Bähler, mein Physiotherapeut, gelang es zwar noch rechtzeitig, die Oberschenkelmuskulatur wieder zur Funktionstüchtigkeit zu bringen, doch gerade in einer Aufbauphase beduetet jede ungeplante Pause einen Rückschritt.
Am Tag vor dem Wettkampf verspürte ich etwas Halsschmerzen. Da ich fieberfrei war, riskierte ich den Start dennoch. Das Schwimmen im Meer gelang mir technisch recht gut. Mit 1:11 Stunden lag die Zeit zwar um 6 Minuten über meiner Bestzeit, dafür schwamm ich durchgehend sauber bei sehr moderatem Puls.

Zufrieden mit der Leistung im Wasser: Der lange Weg bergauf zur Wechselzone 1.
Auf dem Rad stellte ich rasch fest, dass ich die übliche Performance nicht hinkriege. Nach 20 Kilometern reduzierte ich den Druck auf die Pedalen zum ersten Mal, auf der zweiten Radrunde erneut. So wurde ich bei Kilometer 130 von meinem ersten Verfolger in der Altersklasse eingeholt, worauf wir für gut 20 Kilometer gleichauf blieben. Auf den 30 flachen Kilometern im Gegenwind spürte ich, dass der Rücken noch immer nicht genügend trainiert ist, konnte mich kaum noch in der Aeroposition halten und verlor bis zur Wechselzone prompt drei Minuten auf den Führenden, wobei ich einen Teil dieses Rückstandes in der Wechselzone kompensieren konnte. Immerhin: Nicht nur die Leistung lag tief, sondern auch der Puls. Ich entschied mich daher, das Rennen fortzusetzen, zumal ich auch kein Fieber verspürte.

Auf der Rennstrecke von Estoril ist die Aeroposition auf dem von Marc Nägeli perfekt auf mich abgestimmten Rad noch einwandfrei. Auf den letzten 25 Kilometern der Radstrecke begann mein Rücken zu streiken, ich verlor aufrecht Zeit und musste feststellen, dass ich in den letzten Monaten den Rumpf zu wenig trainiert hatte.
Der Marathon lief anfangs überraschend gut im Vergleich zu Thun. Nach einem Drittel der Strecke war ich noch im Zeitplan drin für eine Zeit von 4 Stunden. Dann spürte ein einerseits zunehmen die Erkältung, anderseits setzte der zuvor verletzte rechte Oberschenkel zu Krämpfen an, die wieder verschwanden, wenn ich das Tempo reduzierte. Ich entschied mich, bis ins Ziel durchzuziehen, mir aber Zeit zu nehmen. Nach zwei Dritteln der Strecke informierte mich Erika, dass ich soeben auf den vierten Rang zurückgerutscht war. Dies erleichterte es mir, die Gesundheit vollends in den Vordergrund zu stellen. Ich wechselte auf allen Aufstiegen vom Laufen zum Gehen, was mich zwar viel Zeit kostete, doch die Erkältungssymptome, die ich am Tag danach hatte, bestätigten, dass es richtig war, zurückzubuchstabieren, denn Fieber musste nach wie vor keines messen.

Positiv beurteile ich, dass ich die Geduld aufbrachte, die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Nizza 2025 auf nächstes Jahr aufzuschieben und mich nicht unter Druck setzte, als ich bemerkte, dass ich nicht die übliche Leistung hinkriege. Die Masseurin Tamara Bisang zeigte mir anschliessend Übungen, die ich noch nicht gekannt hatte, um den Nacken zu trainieren. Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft über die halbe Distanz in Taupo muss ich nun konsequent den Rumpf trainieren. Hinzu kommt die Arbeit an meinem Defizit im Laufen. Ich darf mich in Taupo nicht überfordern, ich werde dort nicht die noch vor einem Jahr angestrebte Laufzeit erreichen, aber ich werde versuchen, mit gut dosierten Einheiten wieder ein wenig mehr Tempo hinzukriegen. Nun liegt der Fokus auf Taupo - ein Wettkampf, auf den ich mich seit meiner erstmaligen Qualifikation 2019 freue.
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21. April 2024
Vor dem Schwimmen zeigte die Schaltung durchwegs volle Batterien an. Nach dem Schwimmen blinkte "batteries very low" auf dem Radcomputer auf - und die Schaltung rührte sich nicht mehr vom Fleck. 13.5 km lang lag die Übersetzung im mittleren Bereich. Nicht schlecht, dachte ich, das ist ein gutes Kadenztraining. Ich konnte zwar kaum ein Tempo über 40 km/h treten, aber mit Blick auf die anstehenden Hügel war ich beruhigt. Dann ging plötzlich etwas: Der Kettenwechsel sprang zur Übersetzung 52/12. Und verharrte dort bis zum Schluss des Rennens. Ok, Krafttraining und mal sehen, ob ich das durchstehe.
Tatsächlich gelang es mir, das Rad überall hinaufzuwürgen, mit Ausnahme von 120 Metern vor dem höchsten Punkt. Hier entschied ich mich, das Velo kurz zu schieben, um nicht zu sehr zu überzocken. Abwärts ging es besser, auch wenn mir nun die grösste Übersetzung fehlte.

Ein typisches Bild von der ansonsten sehr schönen Radstrecke: Während andere kleine Aufstiege in der Aeroposition hochfahren, wechsle ich mit meiner viel zu grossen Übersetzung unfreiwillig in den Wiegetritt.
Da ich wusste, dass ich beim Laufen handicapiert bin, konnte ich es riskieren, auf dem Rad einige Körner mehr zu verschiessen, das heisst aufwärts etwas mehr als geplant zu pushen, so dass sich der Zeitverlust durch den Ausfall der Schaltung so weit im Rahmen hielt, dass ich trotzdem den deutlich schnellsten Radsplit meiner Altersklasse hinkriegte und mit nahezu einer Viertelstunde Vorsprung zur ausnehmend schönen Halbmarathonstrecke im grossen Park mitten in Valencia starten konnte.

Kriterium war nun nicht die Zeit oder der Puls, sondern die Leiste. Die ersten fünf Kilometer lief ich beschwerdefrei, anschliessend variierte ich die Pace so, dass ich nicht mehr als ein leichtes Ziehen verspürte, in der Gewissheit, dass ich mich jederzeit hinsetzen könnte, um die Schmerzen in kurzer Zeit wegzumassieren.

Der Vorteil der ganzen Übung mit der Leiste lag darin, dass ich im Ziel nicht erschöpft war. Als erstes kümmerte ich mich nun um den Stand des Rennens. Ich war zu diesem Zeitpunkt der einzige der Altersklasse im Ziel und es kam auch keiner der später gestarteten näher als sechs Minuten an mich heran. Wichtiger war nun, Erika zu motivieren, ihre Pace durchzuziehen, da sie sich ebenfalls auf dem Weg zum Altersklassen-Sieg befand. Wir hatten zwei Ziele: Gemeinsam auf dem Podest zu stehen und Erikas Qualifikation für die WM in Taupo. Wir haben beide erreicht. Als ich Erika nach ihrem fulminanten Schlussspurt im Ziel in Empfang nehmen konnte, kämpfte ich mit den Tränen. Nach St. George 2022 können wir nun zum zweiten Mal beide an der 70.3 Weltmeisterschaft starten.
Bericht im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern über unser Rennen in Valencia.
10. September 2023
Es kam nicht ganz überraschend. Am Montag vor dem Wettkampf startete ich in Vence, wo wir uns nahe der Ironman Radstrecke vorbereiteten, zum letzten intensiven Lauftraining. Ich hatte systematisch während zwei Wochen Tempo aufgebaut und war beim letzten intensiven Lauftraining auf der stark coupierten Strecke positiv vom Tempo sowohl auf- als auch abwärts überrascht. Statt nach drei Kilometern wie geplant auszulaufen, wollte ich noch eine zweite, noch etwas schnellere Runde anhängen. Bei starkem Gefälle spürte ich unvermittelt einen Schmerz im linken Oberschenkel, der sich wie ein Messerstich anfühlte. Ich stoppte sogleich, denn das Gefühl war mir durchaus bekannt: bereits mehrmals hatte ich im Frühjahr bei zu raschem Tempoaufbau Faszien im Oberschenkel verdreht.
Mein Physiotherapeut, Chris Bähler, löst das Problem jeweils in wenigen Tagen erfolgreich, wenn ich sogleich zu ihm gehe, aber ich war in Vence, auf dem Sprung nach Nizza. Er leitete mich telefonisch an, was ich selbst tun könnte. Ich fuhr das Training weitgehend hinunter und testete am Freitag das Laufvermögen. Mit ernüchterndem Resultat: Nach 700 Metern stach das "Messer" noch heftiger zu als am Montag - und ich stellte mich darauf ein, den ganzen Marathon nebst den Wechselzonen zu gehen statt zu laufen. Chris beriet mich nochmals telefonisch, ich ging nun ein höheres Risiko ein bei der Selbstbehandlung als zuvor. Zufälligerweise begegneten wir Petra Bolzli, die Traditionelle Chinesische Medizin praktiziert und spontan meine Meridiane am Arm behandelte.
Der Start am Sonntag verlief gut. Ich befand mich im Wasser in der ersten Gruppe meiner Altersklasse, was dank der leuchtend grünen Badekappen gut zu kontrollieren war. Erfreulicherweise lag die Temperatur bei 24.8 Grad, weshalb nicht im Neopren geschwommen werden durfte. Erstmals war ich glücklich darüber, denn dank dem Schwimmtraining bei René Friedli zähle ich mittlerweile selbst an einer Weltmeisterschaft zu den stärksten Schwimmern meiner Altersklasse, weshalb ich vom Neoprenverbot profitierte. Die erste Hälfte schwammen wir kompakt in knapp 36 Minuten, wobei ich im Wasserschatten Kräfte sparen konnte. Bei der Doppelwende zur zweiten Runde stiessen wir gleichzeitig auf eine grosse Gruppe der vor uns gestarteten Altersklasse, während wir von schnellen Schwimmern der nachfolgenden eingeholt wurden. Dies erschwerte vorübergehend den Überblick und unsere Gruppe fiel auseinander. Die Analyse der Daten der Smartwatch zeigt dies deutlich: Die Pulskurve zeigt von hier an, dass ich bei solchen Überholmanövern mehrfach die verbliebenen AK-Kollegen verlor und wieder heransprinten musste. Entsprechen war der Durchschnittspuls auf der zweiten Streckenhälfte deutlich höher und die Ausschläge nach oben häuften sich. Insgesamt war die Zeit von 1:14:10 mit noch immer moderatem Puls sehr erfreulich.

Die Radstrecke hatte ich gut vorbereitet während der zehn Tage in Vence. Ich ging die langen Aufstiege gleichmässig an und lag am höchsten Punkt auf Rang 3 der Altersklasse. Wie erwartet verlor ich in den Abfahrten, die ich sehr vorsichtig anging, Zeit, insgesamt eine Viertelstunde auf die Schnellsten meiner AK. Dies hatte ich in Kauf genommen, denn ich hatte keine Lust, so zu enden wie die beiden Athleten, an deren Unfallstelle ich vorbeifuhr - der eine wurde reanimiert, der andere in den Rettungshelikopter verladen. Was für mich unbegreiflich ist: Auf den schmalen Strässchen stand durchgehend nur eine Spur für den Wettkampf zur Verfügung, auf der anderen verkehrten Fahrzeuge. Und dies an einer WM. Die Streckensicherung in Vichy, Thun, im Kraichgau, wo auch immer könnte für Nizza als Vorbild dienen.

Bereits in der ersten Wechselzone bemerkte ich überrascht, dass ich lief und nicht - wie aufgrund der Faszienverletzung geplant - ging. Die Schmerzen waren dabei durchaus erträglich. Dasselbe traf beim zweiten Wechsel zu. Ich war in der Abfahrt auf Zwischenrang 7 zurückgerutscht und gewann in der Wechselzone eine Position. Während der ersten der vier Laufrunden des Marathons wanderte der Schmerz im Oberschenkel herum, was ich als gutes Zeichen wertete. Ich dosierte das Tempo, lief locker und stiess auf Rang 4 vor.

Dies war nach 10.5 km. Just in dem Moment, in dem ich dachte, dass ich nun Rang 3 in Angriff nehme, unterlief mir wohl eine zu rasche Bewegung, jedenfalls fühlte ich wieder das "Messer", der Muskel verschloss sich und ich konnte keinen Schritt mehr laufen. Ich entschied mich, mit einem Tempo von sechs Stundenkilometern zu gehen, in der Annahme, dies durchzuziehen. Dies bedeutete: Fünfeinviertel Stunden Wandern. Ich nahm die mentale Herausforderung an, lief gleichmässig und stellte fest, dass ich nicht mehr auf Wandern trainiert bin. Das letzte Mal bin ich wohl in der Rekrutenschule so weit gegangen. Die Blasen schmerzten weniger als erwartet und schliesslich war ich stolz, zu finishen, denn nach 14:45:30 wandernd als 21. von 57 Qualifizierten meiner Altersklasse ins bereits nächtliche Ziel zu gelangen ist viel fordernder als, wie in Thun, mit Vorsprung als erster bei hellem Sonnenschein einzulaufen. Chris Bähler kümmert sich nun wieder um meine Verletzung, empfiehlt mir, im Lauf der Woche mit lockerem Laufen zu beginnen, und erwartet mich am nächsten Montag zur Fortsetzung der Behandlung. Dafür war der Kreislauf nach dem stundenlangen Wandern bei weniger als 100 Herzschlägen pro Minute bereits weitgehend erholt.
Aus kardiologischer Sicht war mein sanfter Aufbau nach der Ablation zweifellos richtig. Die Muskeln konnte ich dabei nur beschränkt berücksichtigen, was sich nun rächte, denn es war zweifellos der zu rasche Belastungsaufbau vor dem Wettkampf, der das Faszienproblem ausgelöst hatte. Es hängt eben alles zusammen.
Bericht im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern über die Ironman WM Nizza.
19. August 2023
Am Freitagmorgen geriet die Wohnung unter uns im Haus aus dem 17. Jahrhundert in Brand. Wir erkannten die Gefahr etwas später als unsere Nachbarn, die das Feuer ausgelöst hatten und es uns überliessen, die Feuerwehr zu alarmieren. Diese leistete einen ausserordentlichen Job und schaffte es, die offenen Flammen in unserer Wohnung zu löschen, bevor beispielsweise mein Wettkampfrad von diesen angegriffen wurde. Wir hatten einige Tage mit viel Arbeit und Organisation vor uns, Zeit zum Vorbereiten des Ironman 70.3 Vichy blieb nicht, doch ich entschied mich, trotzdem zu starten. Das Heraushusten der Rauchpartikel war noch in vollem Gang, ausgeruht und vorbereitet war ich nicht. Dies wirkte sich deutlich auf meine Leistung aus, die tiefer lag als im Kraichgau und in Rapperswil, obwohl die Erholung von der Ablation im Januar weiterhin gute Fortschritte gemacht und ich mich vor dem Brand wieder fit gefühlt hatte.

Das Schwimmen ohne Neopren im 26 Grad warmen Lac d’Allier war eine gute Übung, ich schwamm mit 40:15 Minuten etwas weniger langsam als die Kollegen in meiner Altersklasse, auch die Wechselzeiten waren okay. Auf dem Rad spürte ich, dass mir das gerettete neue Gerät sehr gut liegt, bei den Abfahrten konnte ich technische Fortschritte erkennen. Vor allem in den Flachstücken brachte ich hingegen nur eine relativ geringe Leistung zustande, was sich schliesslich in der Zeit niederschlug. Mit 2:46:18 Stunden musste ich mich ausgerechnet vom stärksten Läufer der Altersklasse schlagen lassen, der mich auf dem Halbmarathon, für den ich 1:53:18 Stunden benötigte, klarer als erwartet hinter sich liess. Mein zweiter Rang war zwar nie gefährdet, doch auf das Slot für die 70.3 WM in Taupo 2024 muss ich noch warten.

Nun heisst es ausruhen, vom Halbironman Vichy, aber vor allem vom Brand zuhause. Während des Ausruhens in Santes-Maries-de-la-Mer teilte mir Sabine Klapper mit, dass sie den Podcast mit dem Gespräch, das sie kurz vor dem Brand mit mir geführt hatte, aufgeschaltet hat: #51: Bernhard Schneider, Top Agegrouper: WENN DAS HERZ FLIMMERT. Das Abhören erfordert allerdings ein wenig Geduld, es dauert rund 80 Minuten.

9. Juli 2023
Rapperswil war in der Vorbereitung erneut ein ausgezechneter Gradmesser, um festzustellen, ob der Aufbau weiterhin auf Kurs ist, denn die Aufgabe besteht darin, mich stetig zu fordern ohne zu überfordern. Die Entwicklung zeigt nach wie vor nach oben, auch wenn die Berechnungen von Garmin zu Body Battery, Schlafqualität und Stresslevel darauf hinweisen, dass ich noch nicht vollständig von der Ablation regeneriert bin. Ich analysiere diese Werte zwar mit kritischem Blick, verwende sie aber, um mich zu bremsen, wenn sie im Quervergleich tief liegen. Insbesondere die Kurve des Stresslevels im Jahresvergleich scheint mir ziemlich signifikant zu sein.
Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Altersklasse je so stark besetzt war, wie in diesem Jahr in Rapperswil, mit Alfi Caprez, dem langjährigen Dominator in diesem Wettkampf, Kurt Brawand, den ich im Kraichgau auf dem letzten Kilometer auf Rang drei verwiesen hatte, Carlo Meier, dem Dritten von Hawaii im letzten Jahr und Joachim Doeding, dem 70.3-Weltmeister unserer Altersklasse von 2021. Einzig Sandro Angelastri musste leider wegen einer Verletzung passen. Dass ich in diesem Feld beim aktuellen Regenerationsstand den 3. Rang erreichen würde, überstieg meine Erwartungen. Ich hielt meine Leistungslimiten, die ich im Voraus festgelegt hatte, konsequent ein. Diese Selbstbeschränkung galt vor allem im Wasser und auf dem Velo. Beim Laufen stellte ich fest, dass ich muskulär noch nicht so weit war, um überhaupt in der Lage zu sein, den Kreislauf zu überfordern. Im Ziel war ich gut fünf Minuten schneller als im Kraichgau, gleichmässig verteilt auf alle drei Disziplinen. Zum angekündigten Test der Laufschuhe - Skechers Pure 3 im Kraichgau, Hoka Mach 5 in Rapperswil - kann ich nicht quantifizieren, welcher schneller ist. Ich entschied mich, in Thun und damit - wenn der Test positiv verläuft - auch an der WM in Nizza den Skechers zu wählen, weil er weniger gefedert und dadurch direkter ist. Um dies vorweg zu nehmen: Der Schuh hat auch in Thun gepasst.
Im Artikel zu Rapperswil berichte ich, dass ich meine Bidons versuchsweise höher dosierte mit Sponser Ultra Competition mit dem Resultat, dass ich deutlich zu wenig trank. In der Folge krampfte mein rechter Oberschenkel beim Laufen, was sich allerdings nicht als spielentscheidend erwies.
Die olympische Distanz in Zürich habe ich als wettkampfmässiges Training bestritten, das heisst, ohne in den Tagen zuvor das Training darauf auszurichten oder herunter zu fahren. Bewusst wählte ich das Rennvelo, um die Automatismen beispielsweise beim Wechsel von der Aeroposition zu den Bremsgriffen zu trainieren. Dennoch fuhren Alfi Caprez und ich den einzigen Doppelsieg an diesem Tag in einer Altersklasse für das Team Koach heraus.
Eine entscheidene Rolle in der Vorbereitung spielte mein Physiotherapeut, Chris Bähler. Er brachte tatsächlich das Kunststück fertig, die - in meiner Laiensprache ausgedrückt - Zerrung, die ich mir in Rapperswil mit dem Oberschenkelkrampf geholt hatte, so auszuheilen, dass ich in Zürich nichts mehr davon spürte. Die Behandlung führte er bis zum Ironman Thun erfolgreich weiter, um gleich anschliessend die Faszien, die insbesondere in den Füssen etwas durcheinander geraten waren, wieder zu glätten.

Die Radstrecke des Ironman Thun ist landschaftlich von ausserordentlicher Qualität. Sportlich ist das ständige Auf- und Ab vorteilhaft, denn es verhindert Gruppenbildungen. Auch die Leistung der Schiedsrichter war nach meiner Beobachtung einwandfrei, ich habe jedenfalls auf den ganzen 180 km praktisch kein Windschattenfahren entdeckt.
Der 9. Juli war der heissteste Tag des Jahres. Auf der zweiten Hälfte der Radstrecke zeigte der Velocomputer bereits bis zu 38 Grad an. Zudem war das der Thunersee sehr unruhig. Ich stieg 15 Minuten später aus dem Wasser als vor einem Jahr, allerdings zeigte die GPS-Messung auch eine 350 Meter längere Strecke an, nämlich 4.15 Kilometer. Ich liess mich von der langsamen Schwimmzeit nicht beirren, denn ich war kaum zurückgefallen und nahm an, dass auch andere länger als üblich schwammen. Tatsächlich führte ich meine Altersklasse nach dem Schwimmen mit vier Minuten Vorsprung an.
Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass der Wettkampf als würdiger Ersatz für Hawaii betrachtet werden durfte, mit etwas weniger Höhenmetern als an der WM, die für die Männer in diesem Jahr in Nizza bei voraussichtlich mediteranem statt tropischem Klima stattfindet wird. Da ich in Nizza voraussichtlich mit dem offenen Helm fahren werde, wollte ich dies auch in Thun so halten - aufgrund der Wetterprognose währe es ohnehin zwingend gewesen. Dank der tieferen Dosierung des Getränk gelang es mir diesmal, am dem Rad genügend Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Nach 70 Kilometer orientierte mich Kurt Müller, der Chef des Teams Koach, dass ich mit einer Minute Differenz in Führung liege. Ich hatte bereits mit moderater Leistung begonnen und sah mich dadurch bestätigt, so weiter zu fahren. Nach der ersten Runde fuhr ich die Leistung nochmals ein wenig herunter - lieber selbstbestimmt rechtzeitig reagieren, als eingehen. Dennoch baute ich auf der nun buchstäblich heissen Runde meinen Vorsprung auf acht Minuten aus.
Für den Marathon entschied ich mich, ein gemächliches Tempo zu laufen, das sich bis zum Zieleinlauf sollte halten lassen, und an jeder Verpflegungsstelle zu gehen, um genügend zu kühlen - Ironman Switzerland hatte hervorragend auf die Hitze reagiert und stellte genügend Eis sowie unzählige Duschen zur Verfügung - und zu trinken. Angesichts des Lauftempos ging ich davon aus, dass ich kaum mehr Kohlenhydrate benötige, und achtete daher neben genügend Wasser vor allem auf genügend Salz. Da ich immer wieder über den Stand des Rennens informiert wurde, wusste ich, dass mein Vorsprung zuerst auf 15 Minuten anwuchs, in diesem Bereich bis zum Ende der zweiten Runde verharrte, bevor er auf den letzten 14 Kilometern um weitere neun Minuten anstieg, ohne dass ich das Tempo hätte erhöhen müssen.

Herzlicher Empfang im Ziel mit einem Geburtstagsständchen und, mit Blick darauf, dass ich kein "First-Timer" mehr bin: "He is champion of his age group, not for the first time."
Bericht im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern über den Ironman Thun.
24. Mai 2023
Glücklicherweise startete mit dem Deutschen Hermann Scheiring derjenige Athlet im Kraichgau, den ich zurzeit für den stärksten meiner Altersklasse halte. Vor fünf Jahren wurde ich in Zell am See beim Halbironman 70.3 hinter ihm Zweiter. Der erneute Vergleich half mir für eine Standortbestimmung, wo ich mich bei «Halbzeit» zwischen meiner Operation im Januar und der Ironman Weltmeisterschaft in Nizza im September befinde. Das Resultat: beim Schwimmen bestehen die geringsten, beim Laufen die grössten Defizite. Dass ich erneut Zweiter hinter ihm wurde, war für mich überraschend. Die Detailanalyse ergab, dass ich bereits bei 90 Prozent meines Leistungspotenzialls bin, für die restlichen 10 Prozent bleiben mir noch dreieinhalb Monate bis zum 10. September im Nizza.

Freudiges Wiedersehen auf dem Podest: Bernhard Schneider feiert den 2. Platz der Altersklasse zusammen mit dem Sieger, Hermann Scheiring, Weltmeister Ironman 2018 und Ironman 70.3 2019.
Vor dem Wettkampf habe ich im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern die Ausgangslage nach der Operation geschildert.
Nach dem Wettkampf folgte der Bericht über die Analyse der Tests im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern.

Während der Kreislauf bei reduzierter Leistung problemlos funktionierte, liess sich die untere Rumpfmuskulatur als grösstes Defizit erkennen, das sich in Rückenschmerzen äusserte. Ansonsten gab der Testwettkampf Aufschluss über einige Details beim Bike-Fitting und Gelegenheit, Varianten bei der Verpflegung zu testen.
Dank den positiv verlaufenen Versuchen bei der Verpflegung steht das entsprechende Konzept für Thun beinahe. Der 70.3 Rapperswil bietet Gelegenheit, noch einige Versuche im Detail zu vertiefen. Gleichzeitig bin ich an der Evaluation des Schuhs für diese Saison. Zwei sind aufgrund der Trainings noch im Rennen, der Skechers Pure 3 und der Hoka Mach 5. Den Skechers habe ich im Kraichgau getestet, den Hoka werde ich am 11. Juni in Rapperswil anschnüren.
31. Dezember 2022
Im Rückblick kann ich das Pech bedauern, dass ich ausgerechnet an der Weltmeisterschaft nur drei Viertel meiner üblichen Leistung abrufen konnte - oder mich darüber freuen, dass ich 2022 dank drei Wettkämpfen ohne Vorhofflimmern einen Topten-Platz im Allworld-Ranking von Ironman in meiner Altersklasse erreichte.
Die Auswertung der Pulsuhr nach der 70.3 WM in St. George zeigte, dass Vorhofflimmern exakt 3 Minuten nach dem Start einsetzte. Die Uhr zeichnet zwar kein EKG auf, um dies medizinisch einwandfrei festzustellen, doch aufgrund meiner Vorgeschichte mit Vorhofflimmern und einer Ablation 2015 besteht kein Zweifel an der Ursache, weshalb mein Puls innert 10 Sekunden bei gleichbleibender Schwimmpace von 135 auf 170 hochschnellte. Im Wasser lässt sich dies nicht durch einen Blick auf die Uhr erkennen, aber ich spürte bereits etwa eine Minute später, dass sich die Beine leer anfühlten, weil Vorhofflimmern die Sauerstoffversorgung der Muskeln einschränkt, so dass ich sogleich Tempo herausnahm. In der Wechselzone nahm ich es gemütlich, um den Puls wenigstens auf 140 absinken zu lassen, doch auf dem Rad schnellte er wieder hoch. Ich reduzierte die Leistung weiter mit dem Ziel, mit etwa 135 HR zu fahren, was mir nach 40 Bike-Minuten tatsächlich gelang. Leistung, Rang und Zeit waren nun nicht mehr wichtig, es ging nur noch ums Geniessen der einzigartigen Umgebung. Das Konzept zog ich auch beim Laufen durch. So kam ich ganz gemütlich ins Ziel, wenigstens noch in der vorderen Hälfte der Rangliste meiner Altersklasse. Bereits am Montag nach dem Wettkampf vereinbarte ich einen Termin beim Kardioloegen. Nun werde ich Ende Januar operiert. Inzwischen ist das Vorhofflimmern, das mich auch während des ganzen Monats November begleitete, wieder stark abgeklungen, aber es kann jederzeit wieder kommen. Ich freue mich, dass ich bereits Ende Januar einen Termin für die Operation erhalten habe. Bis dann trainiere ich so, dass ich den Eingriff möglichst fit antreten kann. Ziel ist, beim 70.3 in Rapperswil einen so spannenden Wettkampf wie 2018 mit Alfi Caprez und Sandro Angelastri zu bestreiten, und bei der Ironman WM im Herbst - wann und wo immer sie dann auch stattfindet - wieder ganz bei Kräften zu sein.

Im Ziel mit Finisher-Shirt, -Badetuch und -Laufcap kriege ich beinahe doch noch ein Lächeln hin. Trotz akutem Vorhofflimmern.
Am Tag darauf folgten wir dem Rat meines Cousins Peter Harvey und besuchten Zion Nationalpark. Auf unserer Wanderung auf dem Canyon Overlook Trail zu einem herrlichen Aussichtspunkt trafen wir vor allem Leute mit Finisher-Shirt oder -Laufcap vom Ironman. Steile Pfade sind in den USA allem Anschein nach nicht mehrheitsfähig.

Ein Highlight auf dem Canyon Overlook Trail: Eine Tarantel, die wir beim Überqueren des Pfades beobachteten und nicht verliessen, bis sie auf der anderen Seite in Sicherheit war.
Den lohnenden Abschluss unseres Aufenthalts in Utah bildete unser dritter Dinner bei Chef Imi im Aragosta Restaurant in St. George. Beim Food and Wine Festival kosteten wir zu jedem Gang einen Wein von Roberto Alvarez. Bevor wir am Montag die Rückreise via Las Vegas und Santa Barbara zum Flughafen LA antraten, besuchten wir Roberto auf seinem Weingut in Leeds UT. Er zeigte uns seine Anlage, erläuterte die Auswahl der Trauben und die Arbeit im Keller, erzählte, wie er es schaffte, im Land der Mormonen die Erlaubnis dazu zu erhalten. Das Resultat ist eine Überraschung: Er vinifiziert in der Wüste von Utah feine, gut strukturierte, ausgewogene Weine. Besonders gefiel mir der Cariñena, dessen Etikette in Bild seiner verstorbenen Tochter ziert, doch wir hätten gerne weitere seiner Weine mitgenommen, wären wir nicht eine lange Flugreise von zuhause entfernt gewesen.

Roberto Alvares produziert im Washington County UT hervorragende, differenzierte Weine.
St. George war die Reise wert, nicht nur wegen der Landschaft, auch sportlich, denn vielleicht benötigte ich diesen Rückschlag, um mich für eine erneute Ablation zu entscheiden. Falls sie erfolgreich verläuft, steht im Herbst "Hawaii" an. Obwohl der Wettkampf nicht in Kona stattfinden wird, freue ich mich darauf. Für den Fall, dass das Gerücht stimmt, dass Nizza Anfang September in die Bresche springt, werden wir von Vichy ans Meer fahren. Denn in Vichy kann man sich beim 70.3 für die WM 2024 in Taupo qualifizieren. Und dorthin wollte ich ja ursprünglich.
21. August 2022
Die Interviews der Tour-de-France-Profis, die nach einer Corona-Infektion gestartet waren, stiessen aus aktuellem Anlass auf mein besonderes Interesse. Stefan Küng etwa meinte, fünf entscheidende Prozente seiner Leistungsfähigkeit hätten gefehlt. Ich verliess mich auf mein Gefühl, das meinen «Motor» gleichsam abriegelte und mir sagte, wenn ich die Leistung zurücknehmen muss.
Herzrhythmus-Störungen betrachte ich mittlerweile nicht mehr als Ärgernis, sondern als Hinweis, dass ich mich physisch oder mental überfordere. Dies war nach Corona eine zentrale Erkenntnis. Ich hatte zwar nur während drei Tagen Symptome, kaum mehr als nach der dritten Impfung. Dennoch war ich wesentlich mehr geschwächt als erwartet. Nach Wiederaufnahme des Aufbautrainings hatte ich mehr als eine Woche lang regelmässige Rückschläge. Ich folgte dem ärztlichen Rat, den Aufbau nach Corona wie ein «Leiterlispiel» anzugehen: Ist ein Training ok, behalte ich die Intensität am nächsten Tag bei und steige am übernächsten ein Level höher. Sagt mir mein Körper hingegen, dass das Training zu streng war, beginne ich am nächsten Tag zwei Stufen tiefer. Am 1. August, weniger als drei Wochen vor dem Ironman Vichy, war ich wieder zurück auf dem Startfeld. Nun baute ich wieder langsam auf, doch bei der Leistungsfähigkeit von Thun war ich noch längst nicht wieder angelangt, geschweige dann, wie angestrebt deutlich darüber.

Überraschung bei der Slot-Vergabe für Hawaii 23: In meiner Altersklasse waren genügend Triathleten gestartet für einen zweiten Startplatz, den ich gerne annahm.
Nun aber der Reihe nach: Die zahlreichen Gewitter nach der Hitzeperiode hatten der Wasserqualität im Lac d’Allier so stark zugesetzt, dass das Schwimmen gekippt wurde. Schlecht für mich, denn mittlerweile hole ich im Wasser und beim anschliessenden Wechsel meist einige Minuten auf leichtgewichtige Läufer heraus. Diese Minuten fehlten mir diesmal. Angenehm war, dass der Start auf dem Rad stark in die Länge gezogen wurde. Dies schränkte zwar den Überblick ein, wo man sich aktuell befand, dafür stand auf den ganzen 182 km genügend Raum zur Verfügung, um nie in einen Windschatten zu gelangen.
Beim Marathon war nicht mehr der Kreislauf das begrenzende Element, sondern die Kraft. Ich spürte, dass ich in den letzten Wochen nicht halb so viel laufen konnte wie ursprünglich geplant. Wie in Thun lief ich solid und diszipliniert, liess mich nicht einmal verleiten, zu steigern, als mir Erika auf der letzten Runde sagte, dass der Zweitplatzierte meiner Altersklasse keine zwei Minuten vor mir liegt.
Die Überraschung folgte am Montag. In meiner Altersklasse waren genügend gestartet, damit wir einen zweiten Startplatz für Hawaii 2023 erhielten – und dieser fiel an mich. Das letzte verfügbare Hotelzimmer im Oktober 2023, das nahe beim Kailua Pier liegt, habe ich soeben gebucht.
Artikel im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern zum Ironman Vichy
Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ: Kaffeepause mit Bernhard Schneider
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10. Juli 2022
Mein zweiter Vorbereitungswettkampf auf dem Weg nach Vichy und Utah war der – ausserordentlich schöne – Ironman Thun vom 10. Juli Als Hauptaspekte fokussierte ich auf die Taktik beim Schwimmstart, den Aerohelm auf der Ironmandistanz bei sonnigem Sommerwetter, die Verpflegung auf dem Velo und die Laufhaltung auf dem Marathon.
Basis der Versuchsanlage waren die permanente Messung der Blutzuckerwerte mit Supersapiens im vergangenen Herbst und die Sweat Pack Schweissanalyse in diesem Frühjahr. Die Schweissanalyse ist einfach und nützlich, um den Salzgehalt des Schweisses zu ermitteln und damit abzuschätzen, wie viel Natrium in Training und Wettkampf supplementiert werden muss. Mit 1.1g Natriumverlust pro Liter Schweiss liege ich etwa im Mittel. Mit regelmässigen Gewichtsmessungen vor und nach dem Training kontrolliere ich seither den Flüssigkeitsverlust und trinke gerade beim aktuell heissen Wetter genügend, auch wenn ich keinen Durst habe, ergänzt mit Salt Caps, um den Natrium-Spiegel im Darm nicht abfallen zu lassen.
Als problematischer erwies sich Supersapiens. Die Sonde, die ins Gewebe eingefügt wird, übermittelt ununterbrochen die Blutzuckerwerte aufs Handy und von dort auf Velocomputer und Sportuhr. Dies ist an sich hoch interessant. Während des Tests stellte ich aber ein zunehmendes Auftreten kurzer Episoden von Vorhofflimmern fest. Auf Empfehlung meines Arztes stoppte ich deshalb den Versuch, obwohl ich noch einige Tests vorbereitet hatte.
Dennoch habe ich einige interessante Ergebnisse ermittelt. Das wichtigste Ergebnis: Ich war überrascht, zu sehen, wie stark der Blutzuckerspiegel einbricht, wenn ich zu wenig einfahre. Als Konsequenz beginne ich insbesondere Trainings mit intensiveren Intervallen mit mindestens 15 km gezieltem Einfahren. Von sämtlichen getesteten Sportgetränken erwies sich Ultra Competition als das Getränk, das die beste Verlaufskurve ergab. Meine Gewohnheit, zum Frühstück Fruchtsaft-Schorle zu trinken, habe ich modifiziert: Ich verwende nun Fruchtsaft aus Konzentrat, den frischgepresster liess bei allen Tests den Blutzuckerspiegel stärker und anhaltender ansteigen. Zudem ersetze ich – ebenfalls auf ärztlichen Rat – das dritte Schorleglas durch ein Glas Magnesium. Damit drücke ich nicht nur den Blutzuckerspiegel, Magnesium dient auch der Prävention bezüglich Vorhofflimmerns.
Nach der extrem langsamen Schwimmzeit auf der Halbdistanz in Westfriesland von nahezu 39 Minuten trainierte René Friedli eine Stunde lang mit mir 100m locker Schwimmen mit Zwischenspurt und stellte mich mental darauf ein, in Thun eine Gruppe zu suchen. Taktisch stand ich bei 1:07 ein und fand tatsächlich Begleitung für das ganze Rennen. Wahrscheinlich war auch etwas Glück dabei, denn fast alle rund um mich herum schwammen langsamer. Ich stieg tatsächlich nach 1:07 aus dem Wasser, glaube aber, dass Einstehen bei 1:05 zurzeit optimal wäre, vor allem, wenn ich nochmals etwas schneller schwimmen möchte.

Der Test mit dem Aerohelm ergab, dass er bei heissen Temperaturen auf der Ironmandistanz grenzwertig ist.
Angesichts der 2200 Höhenmeter, die zu bewältigen waren, rechnete ich mit 6 Stunden und war erstaunt, nach 5:40 bereits zurück in der Wechselzone zu sein. Der Test mit dem Aerohelm ergab, dass dieser grenzwertig war. Die Temperatur unter dem Helm war zwar noch erträglich, doch beim Laufen war kein Herunterkühlen mehr möglich. Auf der Halbdistanz hatte ich noch nie Probleme mit dem Aerohelm, auch bei heissem Wetter, doch beim Ironman wähle ich bei solchen Bedingungen das nächste Mal den Rennradhelm. Dieser Test hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die zweite Erkenntnis: Mein Trinkverhalten ist stark vom 70.3 geprägt. Für 180 km trinke ich zu wenig und nehme entsprechend auch zu wenig Kohlenhydrate zu mir. Mein Defizit war gemäss meiner Messung auf der Radstrecke 2.5 l. Dies musste ich beim Marathon kompensieren, wodurch ich den Magen an die Leistungsgrenze brachte und viel Zeit an den Verpflegungsstationen verbrachte.

Die Analyse der Foto ergibt, dass der Oberkörper zwar genügend locker ist, die Hüfte hingegen ist zumindest in dieser Momentaufnahme zu weit hinten. Vor Vichy gilt daher ein Trainingsschwerpunkt dem Muskellängentraining, ein zweiter dem Rumpftraining.
Trotz der erkannten Mängel war das Resultat höchst erfreulich: Als 3. der Altersklasse lag ich in diesem Aufbauwettkampf im Ziel nur 12 Minuten hinter dem Sieger, Jason George, der nach dem 4. Rang bei der Ironman-WM in Utah im Mai und dem Sieg im 70.3 Rapperswil bereits in Topform ist.
Nun kommt das Aber. Den Wiederaufbau habe ich sachte begonnen, nun werden die Trainingspläne dieser und der nächsten Woche von einer Corona-Infektion über den Haufen geworfen. Ich bin gespannt, ob die Zeit bis am 21. August reicht, um in Vichy so fit zu sein, wie ich es noch am Wochenende erhofft habe.
Artikel im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern zu Westfriesland und Thun
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26. Juni 2022
Die unerwartet hohen Wellen brachten mich offensichtlich aus dem Konzept. Sie waren zu einem geringen Teil verantwortlich dafür, dass ich volle sechs Minuten langsamer als erwartet schwamm. Auch der kleine Umweg, als ich die falsche Boye anpeilte und anschliessend zurück schwimmen musste, kostete nicht mehr als vielleicht eine Minute. Das Kernproblem hat Schwimmlehrer René Friedli zweifellos richtig erkannt: Wenn ich allein schwimme - was angesichts des in die Länge gezogenen Rolling Starts und des von den Wellen immer wieder in die Breite gezogenen Feldes meist der Fall war - bin ich zu wenig fokussiert und falle ins Wohlfühltempo. Fast 39 Minuten benötigte ich für 1.9 km, so lange, wie seit 2013 nicht mehr, und stieg erst als 6. meiner Altersklasse aus dem Wasser.
Für die Radstrecke hatte mir Kurt Müller empfohlen, zu testen, welche Leistung ich hinkriege, ohne beim Lauf dafür büssen zu müssen. Auf den ersten 10 km hielt ich mich noch zurück, da ich aufgrund der Schwimmleistung überprüfen wollte, ob ich nicht fit oder einfach schlecht geschwommen bin. Je länger das Rennen dauerte, desto weiter nach oben schraubte ich die Leistung. Nach 60 km überholte mich im ansonsten disziplinierten Feld die erste Gruppe, später die zweite. Beide Male liess ich mich nach hinten aus dem Windschatten hinaus fallen, erbrachte dann aber zu wenig Leistung. Statt mich zu ärgern, drehte ich den Spiess um, mit dem Ziel, zu schauen, wie viele Watt ich treten kann beim Überholen ganzer Gruppen, ohne zu überpacen. So überholte ich Gruppe um Gruppe, ohne dazwischen auszuruhen. Auf dem mir wenig vertrauten flachen Parcours mit vielen engen Kurven und Pavé-Abschnitten lag die Durchschnittsleistung am Schluss leicht über den Erwartungen. Dies gibt mir das nötige Vertrauen, beim Ironman Thun in zwei Wochen in den Aufstiegen auch einmal etwas stärker in die Pedalen zu treten. Auch im Quervergleich erwies sich meine Leistung als konkurrenzfähig, ich reduzierte meinen Rückstand auf den Ersten der Altersklasse von 4:47 nach dem Schwimmen auf 3:53 nach dem Rad, fühlte mich noch ganz frisch und trat die Laufstrecke als 4. an.

Je länger das Rennen dauerte, desto höher schraubte ich die Tretleistung.
Tatsächlich lief ich schneller, als ich vom Gefühl her glaubte. Nach 8.7 km übernahm ich die Spitze und baute den Vorsprung bis ins Ziel auf 4:44 aus. Den Halbmarathon lief ich in 1:41:55, nicht wesentlich langsamer als beim Testlauf über dieselbe Distanz ohne Vorbelastung im Rahmen des Zürich Marathons im April. Wesentlich beteiligt an dieser Leistung ist einerseits Chris Bähler, mein Physiotherapeut, denn Ende April entstand aus einem Muskelkrapf eine Zerrung, die für zwei Wochen jedes Lauftraining verunmöglichte. Die Faszienbehandlung von Chris war - wie üblich - ebenso schmerzvoll wie wirksam und erlaubte mir, seit Mitte Mai kontinuierlich Laufleistung aufzubauen. Anderseits wirkt die Stosswellentherapie meiner Achillessehne sehr gut, so dass die Sehne keine Einwände mehr hat, weder gegen längere noch gegen intensivere Trainings.

Wichtig im Hinblick auf die beiden Ironman war auch der Test des neuen Team Koach Wettkampf-Dresses. Ich habe vor allem beim unteren Abschluss des Reissverschlusses eine Scheuerstelle entdeckt. Was beim Ironman 70.3 lediglich unangenehm ist, kann beim Ironman über die volle Distanz ein wenig blutig werden. Nun weiss ich, wo ich besonders viel Creme zum Schutz der Haut auftragen muss.
Insgesamt war der Ironman 70.3 Westfriesland auch abgesehen vom AK-Sieg eine sehr erfreuliche Sache: Die Helferinnen und Helfer sind ausnehmend freundlich, die Landschaft ist eine Augenweide, alle drei Disziplinen sind technisch anspruchsvoll, was bei einem Vorbereitungswettkampf besonders nützlich ist. Wir wohnten einige km von Hoorn, dem Wettkampfzentrum, entfernt in Wijdenes im "Het Uilennest", einem stilvoll eingerichteten Ferienhauses mitten in einer ruhigen, landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Einziger Wermutstropfen: Erika konnte nicht starten, weil sie vor zwei Wochen im Appenzellerland beim Überfahren einer Bahnschiene gestürzt ist. Die Wunde am Bein ist noch zu wenig verheilt, um Laufen zuzulassen. Ich bin aber zuversichtlich, dass sie rechtzeitig für den 70.3 in Vichy im August und insbesondere für die 70.3-WM in Utah im Oktober wieder fit und gut auftrainiert ist.
9. Oktober 2021
Seit meiner Achillessehnen-Verletzung in Rapperswil, vor genau zwei Monaten, bin ich insgesamt 10.5 km gelaufen - 5 km beim abgebrochenen Ironman Vichy, 5.5 km bei Kurztests auf dem Laufband vor einer Woche. Keine gute Vorbereitung auf einen Triathlon. Zudem ist die linke Achillessehne noch nicht ganz ausgeheilt. Ich war daher wenig optimistisch im Hinblick auf den Halb-Ironman Lanzarote, wollte aber schauen, ob ich den Finish hinkriege, egal, in welcher Zeit.
Kurt Müller empfahl mir, wie bereits beim Ironman Vichy, auf dem Rad die Differenz heraus zu fahren, um mir einen langsamen Lauf leisten zu können. In Vichy startete ich anschliessend mit einem Tempo von 5:30 pro km zum Marathon und brach das Rennen nach 5 km ab, weil ich befürchtete, dass die Sehne reissen könnte. Inzwischen haben Physiotherapeut Chris Bähler und Masseurin Tamara Bisang ihr Bestes gegeben, um mich fit zu kriegen. Zudem vermutete ich aufgrund der Erfahrung in Vichy und den zwei kurzen Tests auf dem Laufband, dass die Sehne ein Tempo von etwa 6 Min/km einigermassen aushalten könnte.

Meine verletzungsbedingte Schwäche beim Laufen kompensierte ich auf dem Rad. Der zweitschnellste meiner Altersklasse benötigte für die 92 km mit 1285 Höhenmetern und starkem Wind 16 Minuten länger - es erwies sich als lohnend, dass ich diesen Sommer schwerpunktmässig Aeroposition in Aufstiegen übte.
Zur Vorbereitung gab mir Ruedi Wild die verschiedenen Sponser Competition Varianten zum Testen mit Supersapiens, der den Blutzuckerspiegel in Echtzeit wiedergibt. Aufgrund der provisorischen Resultate entschied ich mich für Ultra Competition, kombiniert mit einer Tube Gel vor dem Schwimmen und einer auf dem Rad sowie zu Beginn der Laufstrecke. Ultra Competition ergab die flachste Blutzuckerkurve und hat einen neutralen, für mich sehr angenehmen Geschmack.
Die Verpflegung ging auf: Ich stieg knapp als erster meiner Altersgruppe aus dem Wasser, verlor dann in der Wechselzone einen Rang, weil ich nicht - wie in Vichy - bereits Schmerzen in der Achillessehne zu Beginn des Wettkampfs riskieren wollte und barfuss nur langsam ging. Dies führte zu interessanten Erlebnissen: Eine Frau wohl um die 40 schupste mich energisch zur Seite, weil ich ihr zu langsam ging, während mir ein junger Triathlet die Schwimmbrille, die ich verloren hatte, beim Überholen zurückgab.

Die Radstrecke über 92 km durch die bizarre, faszinierende Landschaft in schwarzer Lava «on another planet» war sehr fordernd, nicht nur wegen der 1285 Höhenmeter, sondern vor allem wegen des Gegenwindes in allen Aufstiegen und des Rückenwindes in den Abfahrten. Am Schluss sollte sich zeigen, dass es sich lohnte, auch in den Abfahrten durchgehend mit 150 bis 200 Watt zu kurbeln - allein in den beiden Segmenten vom Wendepunkt unter dem Timanfaya nach Playa Blanca holte ich auf meine Altersklassen-Kollegen mindestens 5 Minuten heraus.
Die Auswertung des Blutzuckerspiegels zeigt, dass ich auf dem Rad zu 100% im optimalen Bereich blieb. Die Wechselzone erreichte ich mit über 14 Minuten Vorsprung - was ich natürlich nicht wissen konnte. Ich dachte nur ans Finishen. Obwohl ich konstant mit lediglich 10 km/h lief und für die 22.2 km lange Strecke 2:15h benötigte, reichte der Vorsprung, denn die gleissende Sonne machte das Rennen langsam, so dass ich vier Minuten ins Ziel retten konnte. Dennoch, ich erwartete nicht einmal einen Podestplatz, bis ich beim Essen nach dem Zieleinlauf meinen Namen in der Ironman App zuoberst entdeckte.
Was die Verpflegung betrifft: Auf dem Halbmarathon zeigt die Kurve des Blutzuckerspiegels, dass ich auf dem Rad nur zwei Drittel der vorgesehenen 1.5 Liter trank. Als die Geltube aufgebraucht war, fehlte mir der Nachschub, obwohl ich an jeder Verpflegungsstelle einen Becher Iso zu mir nahm. Das reichte nicht.
Nun fieberte ich mit Erika Schmid, da auch sie auf Podestkurs war. Pandemiebedingt durften bei der Siegerehrung keine Angehörigen dabei sein. Soweit ich gesehen habe, waren wir eines von zwei Paaren, die trotzdem zu zweit hingehen durften. Erika gratuliere ich zum 3. Rang, John Connaghan, der mich in Transition 1 überholte und mir anschliessend bis zum Schluss auf den Fersen blieb, zu Rang 2 und zur Qualifikation zu den World Championship in St. George in einem Jahr. Dort treffen wir uns wieder!
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20. September 2021

Nach 182 Radkilometern noch besten Mutes - fünf Laufkilometer später entschied ich mich aus Rücksicht auf die Achillessehne schweren Herzens zur Aufgabe des Ironman Vichy.
In der Woche vor dem Ironman-Wochenende in Vichy kam die Meldung aus heiterem Himmel, Neuseeland könne die 70.3 WM im Dezember 2022 nicht durchführen, da sich das Land offenbar langfristig dem Rest der Welt verschliessen will, statt nun speditiv zu Impfen und anschliessend endlich wieder zu öffnen.
Statt in Taupo wird die 70.3 WM deshalb 2022 - wie bereits gestern die 70.3 WM 2021 - in St. George, Utah, durchgeführt, drei Wochen nach Hawaii. Mit Taupo hätte sich die Reise nach Hawaii nicht verbinden lassen, da wir unsere Agentur nicht drei Monate lang von Übersee aus führen können. Obwohl die Reihenfolge mit dem Ironman drei Wochen vor dem 70.3 nicht optimal ist, fassten wir nun diese Kombination ins Auge.
Der erste Schritt glückte am Samstag: Erika lieferte sich von Beginn weg beim 70.3 Vichy mit einer Französin einen Zweikampf um den Altersklassen-Sieg und den Slot, nicht für Taupo, sondern für St. George. Sie kam mit 39 Sekunden Rückstand aus dem Wasser, die Transition 1 verliess sie 42 Sekunden hinter der Französin, die den Vorsprung bis zur ersten Zwischenzeit nach dem Col de Busset bei km 22.7 auf 1:12 ausbaute. In Cusset bei km 30.1 lag Erika noch 8 Sekunden hinten, 50 km später, wieder in Cusset, 5:05 Minuten vorne. Nach Abschluss der 90 km mit 1200 Höhenmetern betrug der Vorsprung 6:18 Minuten - komfortabel, aber noch nicht sicher. In der Wechselzone gewann die Französin bereits gut eine Minute und rückte beim Laufen immer näher, nach 7.2 km betrug Erikas Vorsprung nur noch 1:36 Minuten, bei km 13.4 verblieb eine Reserve von 1:06. Doch nun war bei der Französin die Luft draussen, Erika konnte mit einem Vorsprung von 2:08 ins Ziel einlaufen. Damit erhielt sie die Siegtrophäe und den WM-Slot.

Erika an der Siegerehrung des 70.3 Vichy: Wir starten nun beide 2022 in St. George statt in Taupo.
Am Sonntag war der zweite Schritt vorgesehen. Das Schwimmen gelang mir zwar nicht ganz gemäss meinen Vorstellungen, aber ich kam dennoch als zweiter der Altersklasse aus dem Wasser. Es bereitete mir auf den ersten zwei Kilometern Mühe, an schnellen Füssen dran zu bleiben. Erst nach dem Wendepunkt war ich wieder einigermassen im Modus, den ich vor zwei Jahren pflegte: Ich blieb in der zweiten Hälfte durchgehend an einer Gruppe dran. Nach 1:09 Stunden kam ich aus dem Wasser. Das Ernährungskonzept, das ich nach Rapperswil zwei Wochen zuvor angepasst hatte, ging auf dem Rad auf. Ich trank zwar etwas zu wenig, vor allem im Dauerregen auf der zweiten Runde mit der 10 km langen Abfahrt von St. Nicolas des Biefs, in der ich zu Schlottern begann, doch insgesamt konnte ich die Kraft behalten und fühlte mich gut. Erika orientierte mich, dass ich mit wenig Rückstand an zweiter Stelle liege hinter einem wesentlich schwächeren Läufer. Der Dritte hatte bereits einen Rückstand von 20 Minuten. Ich konnte den Marathon - eine Erkenntnis aus der Achillessehnen-Verletzung, die ich mir in Rapperswil mit einem zu schnellen Laufstart geholt hatte - gemächlich beginnen. Während ich von Erika erfuhr, dass ich komfortabel auf Hawaii-Kurs liege, selbst wenn ich das Tempo weiter reduziere, nahmen die Schmerzen rasch zu. Vor allem erhielt ich den Eindruck, dass ich eine schwerere Verletzung riskiere, wenn ich den Marathon durchziehe. Nach gut 5 km hielt ich an, um die Sehne zu dehnen. Als ich wieder anlief, wurde mir rasch klar, dass es nicht sinnvoll wäre, noch weitere 37 km durchzuziehen. Ich gab einem Schiedsrichter meine Startnummer und liess die Sehne vom Wettkampfarzt untersuchen, der meinte, ich hätte beim Versuch, den Marathon zu beenden, einen Riss riskiert. Auf den Zytturm Triathlon in Zug verzichtete ich, da die Sehne morgens jeweils immer noch leicht geschwollen ist. Radtrainings und Muskellängentraining (Biokinematik und "Five") lassen die Schwellung jeweils erstaunlich rasch verschwinden.
Unterstützt von Physiotherapeut Chris Bähler versuche ich nun, die Sehne für den 70.3 Lanzarote in knapp drei Wochen hinzukriegen. Ob es gelingt, werde ich erst auf dem Halbmarathon erfahren. Denn starten werde ich auf jeden Fall, auch deshalb, weil ich von Supersapiens, dem neuen Ironman-Sponsor, ein Testset der Real-Time-Glukosemessung rund um die Uhr erhalten habe. Heute beginne ich mit dem Test, um mich im Trainingsaufbau mit dem System vertraut zu machen. Für nächsten Sonntag plane ich ein vierstündiges Radtraining, die ersten zwei Stunden mit 25 g Kohlehydraten pro Stunde, anschliessend 75 g pro Stunde. Anschliessend Carboloading, Reise nach Lanzarote, Ironman 70.3, Regeneration mit lockeren Ausfahrten und Schwimmtrainings. Auf die Resultate bin ich gespannt.
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9. August 2021

Siegerehrung einmal anders: Aufgrund der strengen Corona-Massnahmen liefen die Erstklassierten der Altersklassen einzeln an der Finishline ein. Neben mir posieren Carlo Meier (1.) und Roberto Tambini (3.).
Die besondere Siegerehrung war nicht die einzige Folge der Restriktionen infolge der Pandemie, der ich etwas abgewinnen konnte: Der Start erfolgte Einzeln mit einem Köpfler in den See und das Startfeld war mit etwa 1400 gegenüber normalerweise 2500 Startenden spürbar kleiner. Die Folge war ein "echter" Triathlon, bei dem fremde Hilfe auf ein Minimum reduziert wurde. Dies begann im See. Ich schwamm über weite Strecken allein, musste viel mehr aufschauen, um mich zu orientieren, und jedes Mal aufgrund der Strömung, die nicht wie sonst von anderen abgedämmt wurde, korrigieren. Auch Schwimmen im Wasserschatten war im ausgedünnten Feld kaum möglich. Meine Performance im Wasser war an sich gut, doch die Zeit mit 34 Minuten für 1.9km 2-3 Minuten langsamer, als bei einem "normalen" Start zu erwarten gewesen wäre.
Nicht ganz so gross wie im Wasser, dafür quantitativ belegbar, war der Unterschied auf dem Velo. Ich fuhr durchschnittlich 5 Watt über der Leistung des Referenzjahrs 2018, war aber mehr als 5:20 Minuten langsamer. Der Unterschied entstand vor allem auf den Flachstücken: Während meine Altersgruppe 2018 spät gestartet war und ich beim Vorbeiziehen an den doch recht dicht gedrängten Feldern der vorangehenden Altersklassen zwingend - und auch legal - praktisch ununterbrochen von Windschatten profitierte, fuhr ich nun allein im Wind. Bereits beim Schwimmen hatte ich festgestellt, dass ich am richtigen Ort eingestanden war, und so war es auch auf dem Velo: ich überholte nur wenige und wurde selten überholt. Auch da fehlte der legale Windschatten. Und der Wind blies tatsächlich, oft kombiniert mit Niederschlag. Für 2018 habe ich pro flachen Kilometer einen Energiebedarf von 15.2 kJ berechnet, diesmal 16.5 kJ. Erst das Laufen war wie gewohnt, hier konnte ich keinen Unterschied zum Referenzjahr feststellen, ausser die kühle Temperatur, die nicht nur bei mir für Krämpfe sorgte. Doch grundsätzlich wäre ich bei gleicher Leistung etwa gleich schnell wie 2018 gewesen.
Das Ernährungskonzept, das ich aufgrund des PPD-Tests mit Unterstützung von Ruedi Wild neu entwickelt hatte, zog ich bis zu Beginn der zweiten Laufrunde durch: Vor dem Start nahm ich eine ganze Tube Sponser-Gel mit etwas Wasser, um genügend Energie im 16 Grad kalten Wasser zur Verfügung zu haben. Den Rest des Halbliterfläschchens leerte ich in den Neopren, damit es sich ein wenig am Körper aufwärmen konnte. Das einsame Schwimmen im See kenne ich vom Training, den gewünschten Puls von 135-140 traf ich mit 137 recht präzis, auch ohne die Möglichkeit, ihn unterwegs zu kontrollieren. Auf dem Rad folgte die zweite Tube Gel, anschliessend nahm ich bei jeder der vier Verpflegungsstellen den abgegebenen Beutel Maurten-Gel, den ich ebenfalls recht gut vertrage. Ich habe alle Gels mit Koffein gewählt, konnte aber, wie erwartet, weder subjektiv noch aufgrund der Auswertung der Leistungsdaten eine Wirkung es Koffeins feststellen, weder positiv noch negativ, wohl aber eine solche der im Vergleich zum Referenzjahr 2018 wesentlich intensivierten Verpflegung: Die zweite Runde führ ich mit 6 Watt mehr und 3 Minuten schneller als die erste. Hatte ich 2018 auf der ersten Runde dieselbe Leistung wie 2021 erbracht - vorsichtigerweise wollte ich mit derselben Intensität einsteigen - übertraf ich auf der zweiten Runde das Referenzjahr um 5%. Neben der besseren Verpflegung dürfte die Ursache in den Kraftausdauer-Trainings liegen, die mir Kurt Müller empfohlen hatte.
Beim Wechseln der Schuhe kamen die ersten Krämpfe. Zum Glück lege ich immer einen Schuhlöffel in den Laufschuh, sonst hätte ich zweifellos nicht die schnellste Wechselzeit der AK notieren können. Neben dem Schuhlöffel lag die dritte Tube Gel, die für die erste von drei Laufrunden bestimmt war. Zu Beginn der zweiten Runde hatte ich einerseits das Gefühl, zu viele Kohlenhydrate im Bauch zu haben, jedenfalls begehrte der Magen nicht nach neuer Nahrung. Bei der ersten Verpflegungsstelle nahm ich deshalb anstelle des Maurten-Gels einen Becher Gatorade. Dieses Getränk wird auch auf der Radstrecke abgegeben und ich wollte es im Hinblick auf den Ironman Vichy unter Belastung testen. Das Ergebnis: Es ist zu süss. Ich muss es in Vichy, wo ich auf 186 km mit 2375 Höhenmetern nicht genügend von meinem gewohnten Sponser-Getränk Competition aufs Rad laden kann, mit Wasser verdünnen, ebenso auf der Marathon-Strecke. Vor allem aber kam in Rapperswil just nach 8km ein unerwartetes Problem hinzu: Nachdem ich vor zwei Jahren während fast der ganzen Saison mit einer Entzündung der rechten Achillessehne gekämpft hatte, meldete sich nun die linke. Obwohl mir Coach Kurt Müller kurz zuvor mitgeteilt hatte, dass ich nur noch zwei Minuten hinter dem Führenden der AK liege, entschied ich mich, das Lauftempo um 15 Sekunden pro km zu reduzieren und damit auf den Versuch, aufzuschliessen, zu verzichten.
Im Nachhinein bin ich heute sehr zufrieden, dass sich die Vernunft durchgesetzt hat, denn ich humple ungewohnt langsam herum. Eine erste Linderung brachte Tamara Bisang von der Massage Affoltern im Gymfit, zu der ich heute in die Behandlung durfte, und am Freitag habe ich noch einen Termin bei Chris Bähler in der Physio. Auch wenn ich, wie ich hoffe, in Vichy wieder schmerzfrei sein sollte, werde ich das Tempo beim Marathon von Beginn weg drosseln.
Ich habe den Ironman Vichy als A-, Rapperswil als B- und die olympische Distanz in Uri als C-Wettkampf deklariert. Entsprechend habe ich auch primär auf die Ironman-Belastung, nicht auf Tempo trainiert. Vielleicht war es ein Fehler, dass ich in den letzten zwei Jahren zu wenige Intervall-Trainings durchgeführt habe, um die Achilles-Sehne ans Wettkampftempo für kürzere Distanzen zu gewöhnen. In Rapperswil erreichte ich schliesslich trotz zunehmenden Krämpfen bei 14 Grad und Regen (aber das ging ja allen so) ungefährdet den 2. Rang und ich konnte, neben der Irritation der Achillessehne, viele Elemente testen, insbesondere die Verpflegung und die Belastung auf dem Velo. Auf Uri verzichte ich, denn selbst sich wenn die Achillessehne bis nächsten Sonntag erholt hätte: das hohe Tempo eines 10km-Laufs wäre Gift für sie, und ich weiss, wie sich eine chronische Sehnenentzündung anfühlt.
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